Joseph Beckmanns Holzschnitt „Abschied vom Kosmos“ (nach Wilhelm von Kaulbach) in der Digitalen Bibliothek des MDZ
Zum Anlass von Humboldts 10. Todestag 1869 veröffentlichte das Berliner illustrierte Familienblatt Die Gartenlaube den Stich „Abschied vom Kosmos“ von Joseph Beckmann nach einer Vorlage von Wilhelm von Kaulbach zusammen mit einer Würdigung des 1859 verstorbenen berühmten Gelehrten. Der Abdruck ist nun in hoher Auflösung als Teil des Volldigitalisats der Zeitschrift auf den Seiten der Digitalen Bibliothek des Münchener DigitalisierungsZentrums (MDZ) frei verfügbar.
MDZ-Reader | Die Gartenlaube
Zu Wilhelm von Kaulbachs Stich und Kaulbach Beziehung zu Humboldt schreibt der Rezensent der Gartenlaube:
„[…] unter allen den zahllosen Gaben, welche deutsche Künstler, Schriftsteller und Poeten auf dem Grabe niederlegten, ist wohl keine so ernst, so tiefergreifend und doch wieder so mild versöhnend, als die, welche Kaulbach, der große Meister, dem unvergeßlichen Freunde in dem neuesten seines „Todtentanzes“ gewidmet hat. Es athmet dieses Blatt auf’s Neue wieder die ganze innige Verehrung, die warme Freundschaft, welche die beiden großen Männer im Leben verband und die der Künstler schon mehrfach in seinen Werken […] documentirte.“
Würdigung der Zeichnung und Verehrung des Verstorbenen gehen in dem Beitrag des anonymen Verfassers zum Bild zusammen:
„Der Künstler hat den herrlichen Mythus der Alten benützt, der den Atlas, welcher ununterbrochen das Weltall trägt, einmal vom Hercules in seiner mühevollen Arbeit abgelöst werden läßt. Der Tod erscheint als Hercules mit der Löwenhaut bekleidet, er nimmt Humboldt, dem müden, alten Altas, den schweren Kosmos von den Schultern, den er mit gewaltiger Kraft, die selbst im spätesten Greisenalter nicht nachließ, so lange getragen hatte, und ladet ihn mit freundlicher Handbewegung ein hinabzusteigen und auszuruhen von schwerer, aufreibender Arbeit – im Grabe.“
Das Portrait Wilhelm von Kaulbachs war offenbar bereits als Beitrag zu Humboldts Todestag (06. Mai) geplant gewesen, konnte aber erst im Herbst des Jahres rund um den Termin der 100-Jahr-Feiern seines Geburtstages gedruckt werden. Grund dafür waren leichte Mängel in dem für den Druck in der Illustrierten angefertigten Holzschnitt durch den jungen Joseph Beckmann, dessen Begegnung mit dem Altmeister Kaulbach im selben Text in einer schönen Anekdote erzählt werden.
Folgt man in seinem Urteil der Einschätzung des Rezensenten, so darf das Kaulbach’sche Portrait Humboldts als äußerst lebensnah betrachtet werden:
„Wie er so dasteht, der kleine große Mann in dem einfachen schwarzen Anzug, der sorgsam geknüpften weißen Halsbinde, mit dem Hut und dem einen Handschuh in der Hand, die ohnedies nicht große Gestalt von der Last der neun Decennien, die auf ihr ruhen, leicht gekrümmt, so haben ihn alle die gesehen, die ihn im Leben kannten. Das milde Lächeln, das auf seinem Gesicht spielt, ist nicht nur den Großen dieser Erde am preußischen Königshof zu Gute gekommen, sondern mit demselben gütigen Ausdruck hat es auch die jungen Studenten, die armen Gelehrten erquickt, denen er ein wahrhaft väterlicher Freund und Förderer war.“
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