Humboldts russisch-sibirische Reise (1829): Gustav Roses Reisebericht als Volltext im DTA
190. Jahrestag von Humboldts Reise nach Russland und Zentralasien (1829)
Gustav Roses Reisebericht (1837/1842) als Volltext im Deutschen Textarchiv (DTA)
Neben den vielfältigen Veranstaltungen und Publikationen zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts geht es ein wenig unter, das zweite, nicht ganz so große, nicht ganz so runde Humboldt-Jubiläum:
Nach seiner Expedition in die Tropen Amerikas (1799–1804) hatte der berühmte Naturforscher jahrzehntelang planen, mit Financiers, Regenten und deren Verwaltungsapparaten verhandeln, seine Pläne verwerfen und wieder neu verhandeln müssen, ehe er seine zweite große hemisphärische Reise antreten konnte, die ihn zwar nicht, wie lange Zeit gewünscht, nach Indien und in den Himalaya führte, aber immerhin über Russland und Zentralasien bis an die Grenze zu China.
Vor 190 Jahren war es endlich so weit: Mitte April 1829 brach Humboldt in Berlin auf, reiste über das Baltikum, Sankt Petersburg und Moskau durch Sibirien bis zum Altai-Gebirge und an die chinesische Grenze, von dort in den Südlichen Ural, zum Kaspischen Meer und wieder zurück nach Sankt Petersburg. Vor 190 Jahren, am 13. November 1829, traf er mit seinen Reisebegleitern Christian Gottfried Ehrenberg und Gustav Rose wieder in der russischen Residenzstadt ein.
Ehrenberg berichtet in seinen Aufzeichnungen über die zunächst wenig glamourösen Umstände der Rückkehr:
1/13 Nov. Freytag
Um 9 Uhr wird 10 Werste hinter Sarskoj
Selo und 10 Werste vor Petersburg gefrühstükt
und Kleider gewechselt[,] schlecht[es] Quartier. Nach Mittag erreichen
wir Petersburg um 3 Uhr. Wir fanden
unser altes Quartier in der Gesandtenwohnung
von Oberst Thun besezt und erhielten nur eine
Stube angewiesen wo es leider an Raum
fehlt cet. Es wird sogleich ein Besuch
bey Minister Cancrin gemacht […].
(Christian Gottfried Ehrenberg:
Tagebuch der russisch-sibirischen Reise 1829, Bl. 73r)
Während die schwer zu entziffernden Reisetagebücher von Humboldt selbst, die „Fragmente des sibirischen Reise-Journals 1829“, im Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ derzeit noch transkribiert und erstmals vollständig ediert werden, stehen die Aufzeichnungen seiner Reisebegleiter der Forschung und allen Interessierten bereits seit Kurzem zur Verfügung:
Nachdem im September 2019 die von Kerstin Aranda, Ulrich Päßler und Christian Thomas herausgegebene digitale Edition von Christian Gottfried Ehrenbergs Tagebuch der russisch-sibirischen Reise 1829 samt Faksimiles des Original-Manuskripts veröffentlicht und in der edition humboldt digital zugänglich gemacht werden konnte, hat nun das ebenfalls an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften beheimatete Deutsche Textarchiv (DTA) nachgelegt:
Pünktlich zum Jahrestag der Rückkehr Humboldts, Ehrenbergs und Roses von der russisch-sibirischen Reise wurde Gustav Roses zweibändiger Bericht der Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere (1837/1842) als digitaler Volltext bereitgestellt. Der Text der beiden insgesamt mehr als 1300 Seiten umfassenden Bände wurde vollautomatisch per Optical Character Recognition (OCR) erfasst und entsprechend dem DTA-Basisformat (DTABf) strukturiert. Er kann nun mit Ehrenbergs und künftig auch mit Alexander von Humboldts Aufzeichnungen der gemeinsamen Reise vernetzt werden.
Weitere Informationen
- zur edition humboldt digital,
- zur digitalen Edition von Christian Gottfried Ehrenbergs „Tagebuch der russisch-sibirischen Reise 1829“,
- zum Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“,
- zum Deutschen Textarchiv (DTA).