Alexander von Humboldts Einstellung zum Sammeln
Autor Günter Hoppe
Erschienen in HiN XX, 39 (2019)
DOI 10.18443/289 URL http://dx.doi.org/10.18443/289
Einführung von Carmen Götz und Ingo Schwarz
Günter Hoppe zum 100. Geburtstag am 17. Juni 2019
Günter Hoppe hat sich als Mineraloge, als Wissenschaftshistoriker und als Direktor des Museums für Naturkunde in Berlin (1977–1981) – ab 1968 hatte er dort den Bereich Mineralogie geleitet – auch mit Alexander von Humboldt (1769–1859) und dessen wissenschaftlichen Weggefährten ausgiebig beschäftigt. Diese wissenschaftliche Tätigkeit und museale Arbeit wurde sichtbar in zahlreichen Publikationen sowie in der Organisation von Tagungen und Ausstellungen. Erwähnenswert sind etwa die Tagungen zu dem Begründer der Meteoritenkunde Ernst Florens Friedrich Chladni (1756–1827) und zu dem Physiker und Mineralogen Christian Samuel Weiss (1780–1856) sowie eine Ausstellung zur Russisch-Sibirischen Reise Humboldts mit Gustav Rose 1829. Teil der ständigen Sammlung im Mineraliensaal sind bis heute drei Vitrinen, die dem Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743–1817), dem Kristallographen Weiss und dem Mineralogen Rose (1798–1873) gewidmet sind. Wissenschaftliche Publikationen widmete Hoppe darüber hinaus etwa dem Geologen Leopold von Buch (1774–1853), Studienkollege Humboldts an der Bergakademie in Freiberg, sowie dem Mineralogen Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768–1810). Karstens Katalog des „Museum Leskeanum“ (1789), den Humboldt als Karstens „Mineralsystem“ liest, war neben dem Lehrbuch Abraham Gottlob Werners „Von den äußeren Kennzeichen der Foßilien“ (1774) Grundlage für die autodidaktische Einarbeitung des 19jährigen Humboldts in die Mineralogie gewesen.
Dass es sich bei Hoppes wissenschaftlichem Werk keineswegs um ein selbst schon vergangenes und vergessenes handelt, dies bezeugt gerade das gegenwärtige Jahr. Denn in dem am 17. Juni 2019 der Öffentlichkeit präsentierten, vorzüglichen und wunderschönen Katalog Alexander von Humboldt. Minerale und Gesteine im Museum für Naturkunde Berlin, findet sich in der Literaturliste, die den Band beschließt, eine ganze Reihe von Publikationen Hoppes. Mehr noch: Fragt man die Humboldt-Forscherin Cettina Rapisarda nach Humboldts Wechsel vom Neptunismus zum Vulkanismus, so verweist sie zuerst auf den 1994 in dem Sammelband Studia Fribergensia erschienenen maßgeblichen Beitrag Hoppes über Die Entwicklung der Ansichten Alexander von Humboldts über den Vulkanismus und die Meteorite. In diesem zeigt Hoppe, dass Humboldt während der gesamten Amerikareise Anhänger der neptunistischen Theorie Werners geblieben ist und belegt dies mit zahlreichen Passagen aus dem Tagebuch (auch nicht edierten), aus denen hervorgeht, dass Humboldts Erläuterungen für die in Amerika beobachteten Phänomene im Rahmen der neptunistischen Theorie verbleiben. In diesem Beitrag wird auch deutlich, was Hans-Joachim Bautsch und Hans-Peter Schultze in ihrer Würdigung zu Hoppes 85. Geburtstag herausgestellt haben: „Alle Beiträge Hoppes zeugen von dem Bestreben, die Ereignisse so wahrheitsgetreu wie möglich aufgrund erschließbarer Dokumente darzulegen.“1 Und die Autoren unterstreichen etwas Weiteres, das hier – auch aus Ermangelung einer eigenen persönlichen Begegnung – zitiert werden soll:
„Günter Hoppe war und ist beliebt und geschätzt wegen seiner menschlichen Wärme, die ihm auch in führenden Positionen unter politisch ungünstigen Umständen nicht abhanden kam. Sich selbst betreffend zeigt er eine Bescheidenheit, die fast bis zur Selbstverleugnung geht. Von unauffälliger Großzügigkeit gegenüber anderen scheut er vor jeder Herausstellung seiner Person zurück. Es ist dies ein seltener Charakterzug von Personen einer so großartigen Lebensleistung.“
Zur Erinnerung an diese Lebensleistung und als Geburtstagsgabe wird hier Hoppes Beitrag über „Alexander von Humboldts Einstellung zum Sammeln“, der 1984 an heute schwer zu findender Stelle erschien, erneut veröffentlicht. Das Thema des Beitrags verbindet zugleich wesentliche Seiten von Hoppes Berufsleben: den Mineralogen und den Museumsdirektor sowie den verdienten Alexander-von-Humboldt-Forscher.
Der Text erscheint – bis auf die behutsame Anpassung an die neue Rechtschreibung – weitgehend unverändert. Lediglich die Originalzitate wurden mit den handschriftlichen Quellen verglichen und der neueren Editionspraxis angepasst. Lebensdaten wurden ergänzt sowie einige Datierungen auf der Grundlage neuerer Forschung präzisiert.
Zuerst erschienen in:
Fundgrube. Populärwissenschaftliche Zeitschrift für Geologie, Mineralogie, Paläontologie, Speläologie. XX. Jahrgang, 1984, H. 4, S. 98–101.