Reportage: Erde essende Indianer (Südwestrundfunk, 2006)
Schauplätze Lateinamerikas: Erde essende Indianer
Am 12. Januar 2006 berichtete Martin Ebbing in der Reportage „Schauplätze Lateinamerikas“ vom Südwestrundfunk über „Erde essende Indianer“. Im Folgenden zitieren wir aus einem Auszug des damals publizierten Online-Artikels:
Wir sind auf der Suche nach den Erde essenden Indianern von Alexander von Humboldt. Humboldt hatte bei seiner Reise nach Lateinamerika ausführlich den Fluss Orinoco erforscht und war dabei auf den Stamm der Otomaken gestoßen, dessen Ernährung zu einem wesentlichen Teil aus Erde bestand. Nicht irgendwelche Erde, sondern wie Humboldt schreibt, „fetter milder Letten, wahrer Töpferthon von gelblich-grauer Farbe, mit etwas Eisenoxyd gefärbt“.
Diese Erde, so Humboldt, werde sorgfältig an den Ufern der Flüsse Orinoco und Meta gesammelt. Bei der Auswahl sei es vor allem auf den Geschmack angekommen, denn nicht jede Erde schmecke wie die andere. Sie wird zu kleinen Kugeln geformt, anschließend leicht geröstet und beim Essen dann wieder befeuchtet.
Die Otomaken lebten nicht allein von Erde. In der Trockenzeit aßen sie vor allem Fische und Schildkröten, die sie in den beiden Flüssen fingen. In der Regenzeit wurden die Flüsse aber zu tief und das Fischen zu schwierig. Dann griffen die Otomaken auf die Erde als Hauptnahrungsmittel zurück und verschlangen dabei laut eines Zeugen, den Humboldt aufgetrieben hatte, bis zu einem Pfund täglich.
Humboldt staunte über seine eigene Entdeckung und mochte nicht so recht glauben, was er doch mit eigenen Augen sah. „Kann der Letten wirklich Nahrungsstoff sein?“ fragte er am Ende seiner Aufzeichnungen.
Wir staunen auch und wollen schauen, was an der Geschichte dran ist.
Quelle: Südwestrundfunk
12. Januar 06 – Erde essende Indianer
Reportage von Martin Ebbing