Vita: Horst Fiedler
Horst Fiedler (12. November 1928 – 14. Januar 1990) gehörte zu den Forschern, die persönlich integer und bescheiden, mit einer soliden Bildung und großem Engagement exzellente Arbeit an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin leisteten. Er hat Editionen und Forschungsergebnisse vorgelegt, die auch im vereinten Deutschland und darüber hinaus Bestand haben.
Fiedler hatte Geschichte und Germanistik studiert, als er 1954 in das „Institut für deutsche Sprache und Literatur“ der Berliner Akademie der Wissenschaften eintrat, um an der Ausgabe „Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe Georg Forsters mitzuarbeiten. Innerhalb dieser auf achtzehn Bände ausgelegten Reihe bearbeitete Fiedler die Bände 11 und 15. An den Bänden 4, 5 und 18 war er maßgeblich beteiligt. Bereits während der Arbeit in der Forster-Edition wandte sich Fiedler einem Gebiet zu, das in höchstem Maße Geduld und Genauigkeit, Wissen und Disziplin verlangte: dem der Bibliographie. Fiedlers 1971 veröffentlichte Forster-Bibliographie ist bis heute ein unverzichtbares Arbeitsmittel für die Forster-Forschung.
Als im Jahre 1984 der langjährige Leiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle Kurt-R. Biermann emeritiert wurde, gab es wohl keinen besseren Kandidaten für die Nachfolge als Horst Fiedler. A. v. Humboldt – der gelehrige Schüler Georg Forsters – war Fiedler in seinen Forschungen vielfach begegnet; so konnte er wie kaum ein anderer den prägenden Einfluss des erfahrenen Forschungsreisenden, des Schriftstellers und Denkers Georg Forster auf den jungen Humboldt erfassen und darlegen. In erster Linie stellte sich Fiedler in der Humboldt-Forschung jedoch einer Aufgabe, für die er mit seinem Erfahrungsschatz nachgerade prädestiniert war: der Erarbeitung einer Bibliographie der selbstständig, d.h. in Buchform erschienenen, Werke A. v. Humboldts. Diese überaus komplizierte und umfangreiche Arbeit beschäftigte ihn noch, als er, nur wenige Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer, völlig unerwartet starb. In der Leitung der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle folgte ihm Christian Suckow, der schon in der Forster-Ausgabe mit Fiedler zusammen gearbeitet hatte. Die Vollendung der Humboldt-Bibliographie nahm Ulrike Leitner in Angriff. Wohl konnte sie dabei auf ausführliche und umfängliche Manuskripte aus Fiedlers Feder zurückgreifen, unter den neuen, gleichsam „grenzenlosen“ Bedingungen öffneten sich jedoch bis dahin ungeahnte Recherchemöglichkeiten, woraus notwendig auch neue Anforderungen an die Qualität und den Umfang der Bibliographie erwuchsen, denen Leitner in verdienstvoller Weise entsprach. Die Bibliographie erschien im Jahre 2000 und ist seitdem ein viel zitiertes Standardwerk der A.-v.-Humboldt-Forschung.